Der Serpentinit

Der Serpentinit

"Metamorphe Gesteine: Unter Druck und Hitze verwandelt"


Ein Stück des Erdmantels in der Traun

Der Serpentinit, den Sie unter den Kiesen der Traun finden, ist ein bemerkenswerter Fund. Dieses Gestein ist nicht nur wegen seiner oft grünlichen Farbe und seiner glatten, manchmal fettig wirkenden Oberfläche auffällig, sondern vor allem, weil es uns von Prozessen erzählt, die tief im Erdinneren stattfinden – weit jenseits unserer direkten Vorstellungskraft. Ein Serpentinit-Kiesel ist im wahrsten Sinne des Wortes ein kleines Stückchen Erdmantel, das den weiten Weg an die Oberfläche gefunden hat.

Was ist Serpentinit?

Serpentinit ist ein metamorphes Gestein, das heißt, es entsteht durch die Umwandlung eines bereits existierenden Gesteins unter hohen Drücken und Temperaturen sowie dem Einfluss von chemisch aktivem Wasser, ohne dabei aufzuschmelzen. Seinen Namen verdankt es den oft schlangenlederähnlichen Mustern und seiner typisch grünlichen bis dunkelgrünen Farbe, die an eine Schlange (lateinisch serpens) erinnert.

Die Entstehung: Eine Reise aus der Tiefe

Die meisten Serpentinite entstehen aus der Umwandlung von Peridotit. Peridotit ist ein magmatisches Gestein, das den Hauptbestandteil des oberen Erdmantels bildet – also der Schicht unterhalb der Erdkruste.

Der Umwandlungsprozess vom Peridotit zum Serpentinit wird als Serpentinisierung bezeichnet und läuft wie folgt ab:

  1. Ausgangsgestein: Typischerweise ist es Peridotit, der reich an Mineralen wie Olivin und Pyroxen ist. Diese Gesteine stammen aus dem Erdmantel oder aus tiefliegenden Teilen der ozeanischen Kruste.
  2. Wasserzutritt: Entscheidend für die Serpentinisierung ist das Vorhandensein von Wasser. Dieses Wasser dringt entlang von Brüchen und Spalten in das Gestein ein, oft in Bereichen, wo tektonische Platten auseinanderdriften (z.B. an Mittelozeanischen Rücken) oder bei der Gebirgsbildung.
  3. Hydrothermale Umwandlung: Unter den Bedingungen von hohem Druck und moderater Temperatur (oft 200-500 °C) reagieren die Minerale des Peridotits (insbesondere Olivin und Pyroxen) chemisch mit dem eindringenden Wasser. Dabei werden sie in neue Minerale umgewandelt, die zur sogenannten Serpentin-Gruppe gehören (z.B. Antigorit, Lizardit, Chrysotil).
  4. Volumenvergrößerung: Eine Besonderheit der Serpentinisierung ist, dass das Volumen des Gesteins dabei zunimmt (bis zu 30-40 %). Dies führt zu internen Spannungen und Rissen im Gestein.
  5. Entstehung der Textur: Die glatte, oft wachsartig bis fettig glänzende Oberfläche entsteht durch die typischen Serpentinminerale. Einschlüsse anderer Minerale wie Chromit oder Magnetit können als dunkle Punkte oder Bänder sichtbar sein. Manche Serpentinite weisen auch feine Fasern auf (Asbest – hier ist jedoch Vorsicht geboten, da nicht alle Serpentinite Asbest enthalten und nicht alle Asbestformen gefährlich sind, aber im rohen Kiesel ist dies kein Gesundheitsrisiko).

Eigenschaften und Vorkommen in der Traun

Serpentinit ist in der Regel ein eher weiches Gestein, das sich gut bearbeiten lässt. Seine Farbspektrum reicht von hellgrün über moosgrün bis hin zu fast schwarz, oft mit gesprenkelten oder gebänderten Mustern. Die Kiesel in der Traun sind meist gut gerundet und zeigen die typische, manchmal leicht speckige Haptik.

Die Serpentinit-Funde in der Traun stammen, wie viele andere Gesteine auch, aus den Nördlichen Kalkalpen. In einigen Gebieten der Alpen sind Serpentinite weit verbreitet und treten als ehemalige Bestandteile des Erdmantels auf, die im Zuge der alpinen Gebirgsbildung an die Oberfläche gehoben wurden. Die Flüsse wie die Traun transportieren diese "Erdmantel-Relikte" dann über weite Strecken bis in das Voralpenland.

Ihr Serpentinit-Kiesel ist somit nicht nur ein schöner Stein, sondern ein beeindruckender Bote aus der Tiefen der Erdgeschichte, der von den gewaltigen Kräften der Plattentektonik und Gesteinsumwandlung zeugt.