Versteinerte Münzen: Nummuliten im Traun-Kies

An den Ufern der Traun finden sich immer wieder besondere Kieselsteine, die die Geschichten von Millionen von Jahren Erdgeschichte erzählen. Einer dieser faszinierenden Funde ist der hier abgebildete Stein, der über und über mit linsenförmigen Strukturen übersät ist. Dabei handelt es sich um Nummuliten, auch bekannt als "Linsensteine" oder sogar "versteinerte Münzen".

Was sind Nummuliten?

Nummuliten sind die versteinerten Überreste von riesigen einzelligen Lebewesen (Foraminiferen), die vor vielen Millionen Jahren die warmen, tropischen Meere bevölkerten. Ihr Name "Nummulit" leitet sich vom lateinischen nummulus ab, was "kleine Münze" bedeutet – eine treffende Beschreibung ihrer oft flachen, linsenförmigen oder scheibenförmigen Gehäuse. Diese Gehäuse, die aus Kalk bestanden, konnten eine Größe von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern erreichen, ähnlich wie kleine Linsen oder eben Münzen.

Einblicke in ein urzeitliches Meer

Die Nummuliten waren besonders häufig im Erdzeitalter des Eozän (vor etwa 56 bis 34 Millionen Jahren). In dieser Zeit war ein großes, warmes Meer – die sogenannte Tethys – in der Region der heutigen Alpen und des Mittelmeers verbreitet. Wenn diese winzigen Meeresbewohner starben, sanken ihre kalkigen Gehäuse auf den Meeresboden und bildeten dort mächtige Sedimentschichten. Unter dem Druck des darüberliegenden Materials verfestigten sich diese Schichten im Laufe der Zeit zu Nummulitenkalkgestein.

Leitfossilien der Erdgeschichte

Für Geologen sind Nummuliten von unschätzbarem Wert. Aufgrund ihrer schnellen Entwicklung, weiten Verbreitung und relativ kurzen Lebensdauer in der Erdgeschichte gelten sie als wichtige Leitfossilien. Das bedeutet, dass ihr Vorkommen in einer Gesteinsschicht ein sehr genaues Datum für die Entstehung dieser Schicht liefert. Der Fund von Nummuliten in einem Kiesel der Traun ist somit ein direkter Hinweis darauf, dass dieses Gestein aus Ablagerungen des Eozän-Meeres in den heutigen Alpen stammt.

Dieser "Linsenstein" ist nicht nur ein schönes Naturkunstwerk, sondern auch ein greifbarer Beweis für die dynamische Geschichte unserer Erde und die Verbindung der bayerischen Alpenregion zu einem urzeitlichen Ozean.