Gneis
Alpiner Umbau: Ein Stein erzählt von Druck und Hitze
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An den Ufern der Traun stößt man auf Kiesel, die eine unglaubliche Vielfalt geologischer Prozesse widerspiegeln. Neben den magmatischen und sedimentären Gesteinen, die von den Eiszeitgletschern und dem Fluss hierher transportiert wurden, finden wir auch eindrucksvolle Zeugen der tiefgreifenden Umwandlung der Erdkruste: die metamorphen Gesteine. Der hier abgebildete große, schwarz-weiß gesprenkelte Kiesel ist ein Paradebeispiel für einen Gneis.
Was ist Gneis?
Der Name "Gneis" kommt aus dem Bergbau und bezeichnet ein metamorphes Gestein. Metamorphe Gesteine entstehen, wenn bereits vorhandene Gesteine (egal ob magmatisch oder sedimentär) tief in der Erdkruste unter extremem Druck und hohen Temperaturen umgewandelt werden – ohne dabei aufzuschmelzen. Stellen Sie sich vor, wie Felsmassen im Inneren eines entstehenden Gebirges über Jahrmillionen gequetscht und erhitzt werden.
Die Entstehung des Gneises: Druck formt Struktur
Das Besondere am Gneis, und was ihn von einem granitähnlichen Gestein unterscheidet, ist seine charakteristische Bänderung oder Streifung, die sogenannte Foliation. Diese entsteht, weil die Mineralien unter dem gerichteten Druck während der Metamorphose eine bevorzugte Ausrichtung einnehmen. Die hellen und dunklen Mineralien lagern sich dabei in mehr oder weniger parallelen Lagen an.
- Aus welchem Gestein entsteht Gneis? Oft entsteht Gneis aus Granit (dann spricht man von Ortho-Gneis) oder aus sedimentären Gesteinen wie Sandstein oder Tonstein (dann von Para-Gneis). Die Minerale des Ausgangsgesteins werden dabei nicht zerstört, sondern neu geordnet und rekristallisiert.
- Die Minerale im Gneis: Auch in unserem Gneis-Kiesel können Sie die typischen Bestandteile erkennen:
- Helle Minerale: Meist Quarz (graulich, glasig) und Feldspat (weißlich, oft tafelig), die die hellen Bänder bilden.
- Dunkle Minerale: Oft Biotit (schwarzer Glimmer, der bei genauer Betrachtung kleine glänzende Plättchen zeigt) oder Amphibole, die für die dunkleren Streifen verantwortlich sind.
Die Reise des Gneises in die Traun: Aus den Tiefen der Alpen
Die größten Vorkommen von Gneisen in den Alpen finden sich in den Zentralalpen, dem Kernbereich des Gebirgssystems. Hier wurden Gesteine, die einst tief im Erdinneren lagen, durch die gewaltigen Kräfte der Alpenfaltung an die Oberfläche gehoben.
Während der Eiszeiten haben die mächtigen Gletscher diese harten Gesteine aus den Alpenmassiven herausgerissen und als Teil des Gletscherschutts bis in die Voralpen transportiert. Nach dem Abschmelzen des Eises übernahm die Traun die Aufgabe, diese widerstandsfähigen Gneis-Kiesel weiter zu transportieren und über Jahrtausende hinweg glatt zu schleifen.
Ein Gneis-Kiesel aus der Traun ist somit nicht nur ein schönes Beispiel für ein metamorphes Gestein, sondern auch ein materieller Beweis für die unvorstellbaren Kräfte, die unseren Planeten formen, und für die lange Reise, die ein Stein auf sich nimmt, bevor er am Flussufer landet. Er ist ein stiller Zeuge von Jahrmillionen geologischer Geschichte, geprägt von Druck, Hitze und gewaltiger Erosion.