Ein Echo uralter Meere in der Traun

Die Entdeckung einer Wabenkoralle unter den Kiesen der Traun ist ein faszinierender Zeitsprung. Diese versteinerten Organismen erzählen die Geschichte von warmen, seichten Meeren, die vor Millionen von Jahren die Landschaft Oberbayerns bedeckten, lange bevor die Alpen oder gar die Traun existierten. Ihre Präsenz in einem Fluss wie der Traun zeigt, wie das Wasser die Schätze der Erdgeschichte zutage fördert.
Was ist eine Wabenkoralle?
Wabenkorallen gehören zu den tabulaten Korallen, einer ausgestorbenen Gruppe von Korallen, die in den paläozoischen Meeren (vor etwa 541 bis 252 Millionen Jahren) weit verbreitet waren. Ihren Namen verdanken sie ihrer charakteristischen, an Honigwaben erinnernden Struktur.
- Verwandtschaft: Sie waren keine Einzelorganismen, sondern bildeten Kolonien aus vielen kleinen Polypen, die in einer gemeinsamen Kalkskelettstruktur lebten.
- Lebensraum: Wabenkorallen waren typische Bewohner warmer, klarer und eher seichter Meere, wo sie oft zusammen mit anderen Korallenarten, Brachiopoden und Seelilien ausgedehnte Riffe oder Riff-ähnliche Strukturen bildeten.
- Ernährung: Wie moderne Korallen lebten sie von Plankton, das sie mit ihren Tentakeln aus dem Wasser filterten.
Aufbau und Merkmale
Das Besondere an Wabenkorallen ist der Aufbau ihrer Skelette, der auch im Fossil gut zu erkennen ist:
- Einzelkelche (Coralliten): Eine Wabenkoralle besteht aus vielen kleinen, eng aneinanderliegenden Röhren oder Prismen. Jede dieser Röhren war der "Wohnraum" eines einzelnen Korallenpolypen.
- Wabenform: Diese Coralliten sind meist sechseckig und passen so perfekt zusammen, dass sie die namensgebende Wabenstruktur bilden.
- Tabulae: Im Inneren der Röhren sind oft quer verlaufende Trennwände zu sehen, die sogenannten "Tabulae" (lat. für "Tafeln" oder "Böden"). Diese Böden wurden vom Polypen im Laufe seines Wachstums immer wieder neu gebildet, wodurch er sich nach oben "wegzog" und ältere Abschnitte der Röhre abtrennte. Manchmal sind auch sehr feine, senkrechte Dornen (Mural Pores) oder Septen (Radiärleisten) sichtbar, die das Innere der Röhren auskleideten.
- Größe: Eine einzelne Kolonie konnte von wenigen Zentimetern bis zu mehreren Dezimetern Durchmesser erreichen. In der Traun finden sich meist abgerollte Bruchstücke, die die Wabenstruktur hervorragend zeigen.
Entstehung als Fossil
Wenn eine Wabenkoralle starb, konnte ihr robustes Kalkskelett unter günstigen Bedingungen erhalten bleiben und im Sediment eingebettet werden. Über Jahrmillionen hinweg wurde das Kalkmaterial durch Mineralien ersetzt oder umkristallisiert, wodurch die versteinerte Form entstand, die wir heute als Fossil finden.
Die Wabenkorallen in der Traun stammen typischerweise aus Gesteinsschichten der Nördlichen Kalkalpen, die im Zuge der Gebirgsbildung erodiert und vom Fluss abtransportiert wurden. Es sind Zeitzeugen einer Erde, die fundamental anders aussah als die heutige.
Ihre Wabenkoralle aus der Traun
Ihr Fund einer Wabenkoralle ist ein wunderbares Beispiel für die geologische Vielfalt der Traun. Das Bild, das Sie dazu haben, wird die feine Struktur dieser urzeitlichen Lebewesen eindrucksvoll zur Geltung bringen. Es ist nicht nur ein Stein, sondern ein kleines Fenster in die ferne Vergangenheit des Planeten!